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Von PID bis KI: So verändern Technologien den Espresso

Zusammenfassung: Die Weiterentwicklung von Siebträgern wird durch drei zentrale Faktoren geprägt: technologische Innovationen, steigende Nachhaltigkeitsanforderungen und die zunehmende Automatisierung. Während smarte Systeme und KI-gestützte Funktionen für eine präzisere Espressozubereitung sorgen, rücken umweltfreundliche Materialien und energiesparende Technologien in den Fokus. Gleichzeitig erleichtern intuitive Bedienkonzepte und ergonomische Designs den Alltag von Baristas sowohl im privaten als auch im professionellen Bereich.

Inhaltsverzeichnis

Die Welt der Espressomaschinen erlebt derzeit einen bemerkenswerten Wandel. Technologische Innovationen, Nachhaltigkeitsbestrebungen und veränderte Verbraucherpräferenzen prägen die Entwicklung der Branche. Traditionelle italienische Siebträger haben zwar mit der Eroberung des Endkunden den Markt revolutioniert, aber auch sie mussten sich in den letzten 20 Jahren weiterentwickeln. Gleichzeitig drängen Konkurrenten aus aller Welt auf den Markt, die in ihre modernen Geräte mittlerweile eine Vielzahl an automatisierten Funktionen integriert haben. Neben der steigenden Bedeutung von zuhause zubereiteten Espresso wurde diese Entwicklung vor allem durch den wachsenden Anspruch an die Präzision des Espressobrühens sowie durchsteigende betriebliche Herausforderungen in Cafés und Gastronomiebetrieben beschleunigt.

Technologische Fortschritte und Automatisierung

Moderne Espressomaschinen (Siebträger) setzen heute verstärkt auf intelligente Technologien, die den Brühprozess optimieren und personalisieren. Funktionen wie Druckprofilierung, thermische Stabilität und Durchflussregelung sind mittlerweile Standard. Hersteller wie Profitec bieten mit einem eigenen Flussprofilventil auch die Möglichkeit eine Durchflussregelung nachträglich zu installieren. 

Durch die Verbindung mit mobilen Apps und KI-gesteuerten Algorithmen können Nutzer ihre Kaffeezubereitung zusätzlich individualisieren und erhalten in Echtzeit Feedback zu Variablen wie Temperatur, Druck und Extraktionszeit. Diese Entwicklungen ermöglichen es, den Geschmack jedes Espressos genau auf die persönlichen Vorlieben abzustimmen.

Kostendruck treibt in der Gastronomie Entwicklungen voran

Die Automatisierung hat auch durch den zunehmenden Kostendruck in der Gastronomie an Bedeutung gewonnen. Hohe Personalkosten, eine volatile und zuletzt stark steigende Preisentwicklung für Kaffeebohnen und steigende Anforderungen an Effizienz haben zur wachsenden Beliebtheit von Automaten beigetragen. Diese Geräte übernehmen viele der manuellen Arbeitsschritte der Kaffeezubereitung und unterstützen Baristas in ihrem Arbeitsalltag. Noch vor kurzem klang das in den Ohren von professionellen Baristas als Bedrohung für ihren Job, heute wird es aber meist als sinnvolle Arbeitsentlastung verstanden.

Warum Barista nach besserer Technologie verlangten

Mit der Third-Wave-Coffee-Bewegung der frühen 2000er Jahre wuchs das Interesse an handwerklicher Präzision in der Kaffeebereitung. Die Specialty-Coffee-Kultur legte verstärkt Wert auf Konsistenz und Qualität, um neue Geschmacksprofile zu erschließen. Wettbewerbe wie die World Barista Championship führten dazu, dass neue Techniken entwickelt wurden, um Variablen wie Temperatur, Druck und Durchflussrate gezielt zu steuern.

Eine erst Entwicklung in diese Richtung war die immer weitere Verbreitung der PID-Steuerung (1) in professionellen und privaten Siebträgern. Sie boten dem Barista eine einfache Möglichkeit die Parameter bei der Espressozubereitung zu steuern. Sie ist heute ein weitverbreiteter Standard, der oft nur bei Einsteigermodellen nicht vorhanden ist.

Diese und weitere Anpassungsmöglichkeiten, die Einstellung des Mahlgrades, individuelle Brühverhältnisse oder die Auswahl unterschiedlicher Kaffeeröstungen samt individueller Röstprofile sind mit ein wesentlicher Träger, um die Third-Wave-Bewegung auch für die Masse an Kaffeeliebhabern erlebbar zu machen.

Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein

Parallel zu den technologischen Fortschritten wächst der Fokus auf Nachhaltigkeit. Hersteller setzen verstärkt auf umweltfreundliche Materialien und recycelbare Komponenten. Ebenso stehen Energieeinsparungen etwa durch effizientere Heizsysteme hoch im Kurs, ebenso wie das Sparen von Wasser und nachhaltige Verpackungslösungen.

Auch im Bereich der Wartung werden umweltfreundliche Ansätze verfolgt. KI-gestützte Diagnosetools können helfen, den Wartungsbedarf vorherzusagen und so unnötige Reparaturen zu vermeiden. Hersteller wie La Marzocco haben bei dieser Variante des Internet-of-Things (IoT) bereits vor Jahren Pionierarbeit geleistet, und waren dem seit gut einem Jahr anhaltenden KI-Boom bereits ein Stückchen voraus.

Filterträger mit Kaffeebohnen gefüllt

Personalisierung und Benutzerfreundlichkeit

Der Wunsch nach individuellen Kaffeeerlebnissen hat dazu geführt, dass moderne Espressomaschinen eine Vielzahl von Anpassungsmöglichkeiten bieten. Einst feste Parameter wie Druck oder Temperatur lassen sich heute flexibel justieren. Dadurch können sowohl professionelle Baristas als auch Heimnutzer ihre bevorzugten Einstellungen vornehmen. Die Thermoblock-Technologie ermöglicht darüber hinaus kürzere Aufheizzeiten im Vergleich zu herkömmlichen Kesselsystemen. Es gibt sogar schon Kaffee-Experten, die das Ende der weitverbreiteten Zweikreiser-Siebträger vermuten. (2)

Zudem erleichtern Touchscreen-Bedienfelder und programmierbare Brühprofile die Handhabung moderner Maschinen. Das macht sie besonders attraktiv für Cafés mit hohem Kundenaufkommen, aber auch für Privathaushalte, die Wert auf Komfort legen.

Die Rolle von KI in der Kaffeezubereitung

Mit der zunehmenden Automatisierung rückt auch die Frage nach dem Einfluss von Künstlicher Intelligenz (KI) in den Fokus. Und dass eben nicht nur beim Abpassen des besten Wartungstermins, sondern auch bei der Zubereitung an sich. KI kann nicht nur helfen, Brühparameter optimal anzupassen, sondern auch Maschinenwartung und Energieverbrauch effizient steuern.

Dominik Maier, Mitbegründer von nunc, beschreibt diesen Wandel als den nächsten Schritt der Espressotechnologie: „Siebträgertechnologie ist das Zusammenspiel aus intelligenter Hardware, Software, IoT und KI. Maschinen können sich dynamisch an Geschmacksvorlieben anpassen, Brühparameter in Echtzeit justieren und mit Sensoren Bohnenprofile erkennen.“ (3) Generell lässt sich vermuten, dass die „Kommunikation“ zwischen einem mit KI ausgestatteten Siebträger und dem Barista in Zukunft besser werden wird. In beide Richtungen: Der Barista kann seine Einstellungen genauer als je zuvor umsetzen, und dank verbesserter Sensoren kann die Maschine exaktere Rückmeldungen geben. Sie kann durch Sensoren aber eben auch die Sorte der Kaffeebohnen oder den Mahlgrad feststellen und entsprechend reagieren. Eine Version davon gibt es heute schon bei bestimmten Dalla Corte-Siebträgern, die sich mit Espressomühlen des Herstellers abstimmen können.

Design und Ergonomie: Form folgt Funktion

Neben technologischen Neuerungen spielt auch das Design eine zentrale Rolle. Kaffeeliebhaber und Café-Betreiber legen zunehmend Wert auf Maschinen, die nicht nur leistungsfähig, sondern auch optisch ansprechend und ergonomisch gestaltet sind. Besonders im professionellen Bereich sind langlebige Materialien, robuste Verarbeitung und intuitive Bedienelemente entscheidend. Ergonomische Features wie leichtgängige Hebel oder optimal platzierte Bedienelemente reduzieren die körperliche Belastung für Baristas. Gleichzeitig ist gerade im privaten Bereich ein Trend zu kompakteren Siebträgern zu beobachten, der sich an die veränderte, sich weiter urbanisierende Wohnsituation der Menschen richtet.

Fazit: Die Zukunft des Espressobrühens

Die Espressomaschinentechnologie entwickelt sich rasant weiter. Automatisierung und Künstliche Intelligenz werden eine immer größere Rolle spielen, während Nachhaltigkeit und Personalisierung weiterhin im Mittelpunkt stehen. Die Herausforderung wird darin bestehen, den Spagat zwischen technologischer Innovation und handwerklicher Kaffeekultur zu meistern.

Letztendlich geht es nicht darum, Baristas zu ersetzen, sondern ihnen die Werkzeuge an die Hand zu geben, um ihre Arbeit effizienter zu gestalten. Die Maschinen der Zukunft sollen nicht nur Kaffee brühen, sondern ein Erlebnis schaffen – ein Zusammenspiel aus Präzision, Komfort und Nachhaltigkeit, das den Genuss von Espresso auf ein neues Level hebt.

(2) https://www.youtube.com/watch?v=0gwsM7lZDK8&t=49s

(3) https://perfectdailygrind.com/2024/11/future-for-espresso-machine-technology/

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Tobias Hoffmannswald, geboren und aufgewachsen in Stuttgart, entdeckte seine Leidenschaft für Kaffee bereits in jungen Jahren. Verantwortlich dafür machte er den Duft frischen Kaffees, der stets in der Bäckerei seiner Eltern lag. Nachdem er die Schule abgeschlossen hatte, zog es Tobias hinaus in die Welt. Seine Faszination für Kaffee führte ihn nach Mittelamerika, wo er sich in Honduras und später El Salvador den Kaffeeanbau ganz genau ansah. Zurück in Deutschland, entschied sich Tobias, seine Begeisterung für Kaffee zu professionalisieren. Er ließ sich zum Barista ausbilden. Mit frisch erworbenem Fachwissen und einer tiefen Wertschätzung für die Kunst des Kaffees suchte Tobias nach Möglichkeiten, seine Vision zu teilen und anderen die Welt des Kaffees näherzubringen. Über den ein oder anderen Umweg fand er diese Möglichkeit schließlich in Würzburg, wo er seit 2023 das Team von KaffeeTechnik Seubert mit seinem Baristaskills unterstützt.

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