Fairtrade-Kaffee: immer beliebter werdendes Nischenangebot
Zusammenfassung: Trotz beeindruckender Wachstumszahlen in den letzten zwei Jahrzehnten bleibt der Marktanteil an Fairtrade-Kaffee relativ gering. Die Herausforderung besteht darin, das Produkt aus der Nische herauszuholen und ein breiteres Publikum zu erreichen. Die wachsende Zahl von Fairtrade-zertifizierten Produzenten, insbesondere in Ländern wie Vietnam, zeigt jedoch ein positives Bild. Es bleibt wichtig, die Verbraucher über die Vorteile und Notwendigkeiten von Fairtrade zu informieren, um die Nachfrage zu steigern. Nachhaltigkeit und faire Preise sind Schlüsselfaktoren, die den Fairtrade-Kaffee für viele Konsumenten attraktiv machen. Dennoch ist kontinuierliche Aufklärung nötig, um das Bewusstsein für die Bedeutung von Fairtrade-Kaffee weiter zu schärfen und dessen Marktanteil zu erhöhen.

Mehr als jedes dritte in Deutschland verkaufte Fairtrade-Produkt ist Kaffee(1). Damit ist unsere Lieblingsbohne längst zu einer tragenden Säule des Fairtrade-Gedanken geworden. 20.057 Tonnen Kaffee mit einem Fairtrade-Siegel wurden 2022 in Deutschland verkauft, vor rund 20 Jahren waren es gerade einmal etwas über 3.000 Tonnen gewesen.(2) Das klingt nach viel, ist aber im Vergleich zum gesamten Kaffeeabsatz relativ wenig. Nur etwas über 3% macht der Fairtrade-Anteil am in Deutschland verkauften Kaffee aus.(3) Damit liegen wir zwar klar über dem weltweiten Durchschnitt von lediglich 0,9%, allerdings sagen die Experten bis 2028 nur ein Wachstum in Deutschland von 0,5% voraus.
Damit scheint Fairtrade-Kaffee, und wohl auch die gesamte Fairtrade-Idee, nicht aus der Nische herauszukommen, so beeindruckend die Steigerung in den letzten 20 Jahren auch war. Ein Grund dürfte sein, dass vor allem die Spezialitätenkaffees kleiner und mittelgroßer Röster auf Fairtrade setzen. Viele gehen sogar noch einen Schritt weiter und vertreiben ihre Kaffeeröstungen unter einem „Direct Trade“-Emblem, stehen also persönlich mit den Kaffeefarmern in aller Welt in Kontakt.
Kaffeeproduzenten mit einem Fairtrade-Siegel sind jedoch nicht im gesamten Kaffeegürtel weit verbreitet. Aufgeholt hat in den letzten Jahren vor allem Vietnam, das 2011 nur drei zertifizierte Unternehmen hatte, heute aber bereits 14. Im gleichen Zeitraum steigerte sich der größte Kaffeeexporteur Brasilien lediglich um zwei weitere Zertifizierungen.(4) In anderen Ländern sank die Zahl, in Indonesien etwa von 13 auf 5, in Mexiko von 39 auf 27 und Thailand verlor sogar seinen einzigen zertifizierten Kaffeeproduzenten.
Fairtrade heute wichtiger als je zuvor
Mit seinem Fokus auf der Förderung von nachhaltiger Landwirtschaft, die nicht nur umweltschonende Praktiken umfasst, sondern auch das gesamte Lebensmittelsystem nachhaltig gestalten soll, ist der Fairtrade-Gedanke wichtiger denn je. Auch mit Blick auf den Klimawandel, der bereits heute in vielen Anbauregionen des Kaffeegürtels die Kosten nach oben treibt.
Zusätzliche Kosten, die sich im Preis von Fairtrade-Kaffee widerspiegeln, denn meist haben die Kaffeefarmer vor Ort nur in diesem System die Möglichkeit die Kosten für den Kaffee weiterzugeben. Zertifizierte Produkte sind allerdings nicht nur deshalb etwas teurer, weil den Kaffeefarmern faire Preise für ihre Ernte gezahlt werden. Auch die Kontrolle der Fairtrade-Standards braucht finanzielle Mittel. Und die Einhaltung der hohen Standards ist den Konsumentinnen und Konsumenten durchaus wichtig.(5) Denn neben Kaffeefarmern, die für das eigene und das Überleben ihrer Familien sorgen können, ist Qualität bei vielen westlichen Kaffeetrinkern durchaus auch ein Faktor. Fairtrade und Bio-Siegel sind für dies Konsumentengruppe Argumente bei bestimmten Produkten zuzuschlagen, während sie andere links liegen lassen.
Fairtrade ist nicht gleich Bio
Dabei lohnt es sich durchaus auf beide Siegel zu achten, denn nicht jeder Fairtrade-Kaffee ist automatisch gleich bio-zertifiziert. 2005 war nur jeder zweite Fairtrade-Kaffee auch bio-zertifiziert. Heute liegt er immerhin bei 72%, nachdem er in den letzten Jahren sogar gesunken war.(6) Allerdings hält der Bio-Boom in Deutschland ebenfalls an. Zwischen 2020 und 2023 kamen etwa allein rund 3.000 neue Bio-Heißgetränke auf den Markt.(7)
Quellen:
1. Forum Fairer Handel/Tchibo Kaffeereport 2024
2. Fairtrade Deutschland/Tchibo Kaffeereport 2024
3. Statista Market Insights/Tchibo Kaffeereport 2024
4. FLO-CERT/Tchibo Kaffeereport 2024
5. https://www.fairtradeamerica.org/news-insights/fairtrade-forecasts-transparency-regenerative-programs-and-private-label-opportunities-in-2024/
6. Fairtrade Deutschland/Tchibo Kaffeereport 2024
7. Bundesanstalt für Ernährung/Tchibo Kaffee 2024