600.000 Jahre Arabica und der Klimawandel
Zusammenfassung: Das Projekt, das größtenteils von Nestlé Research finanziert wurde, ist ein Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen Akademie und Industrie, die dazu beiträgt, die Kaffeezukunft zu sichern. Die neuen Erkenntnisse sind nicht nur für die Kaffeeindustrie von Bedeutung, sondern auch für jeden, der seinen Tag mit einer Tasse frisch gebrühten Arabica beginnt. Sie zeigen eindrucksvoll, wie tief die Wurzeln des Kaffees in unserer Kultur und Geschichte verankert sind und wie wissenschaftliche Fortschritte dazu beitragen können, diese Tradition auch unter den Herausforderungen des Klimawandels fortzuführen.

Es beginnt wie ein Rätsel aus prähistorischer Zeit: Wie und wann entstand der Arabica-Kaffee? Wissenschaftler der Universität Buffalo und ihre internationalen Partner haben nun mit modernster Technologie ein neues Kapitel in der Geschichte von Coffea arabica geschrieben. Coffea arabica, oder landläufig einfach nur Arabica, ist die beliebteste Kaffeesorte und mit rund 60% auch die meist geröstete. Mit rund 40% folgt dem Arabica der Robusta-Kaffee als einzige heute noch relevante andere Kaffeesorte, obwohl auch im Arabica ein wenig Robusta steckt. Denn der ist das Ergebnis einer natürlichen Kreuzung zwischen Coffea canephora (Robusta) und Coffea eugenioides. Wann genau diese Kreuzung jedoch stattgefunden hat, darüber herrschte bislang in der Wissenschaft keine Einigkeit. Die Schätzungen reichten von vor 10.000 bis zu einer Million Jahren in die Vergangenheit. Zum Vergleich, vor etwa 10.000 Jahren begannen wir Menschen erstmals intensiv Landwirtschaft zu betreiben, während die ersten Spuren modernen Menschen an sich rund 300.000 Jahre zurück verfolgbar sind.
Genomische Archäologie: Auf der Suche nach Arabicas Wurzeln
Das Forschungsteam der Universität Buffalo ging der Angelegenheit mit dem Wissenschaftsfeld genomische Archäologie jetzt auf den Grund. Mit Hilfe eines Referenzgenoms fanden die Forscher mehr über die Abstammung und Entwicklungsgeschichte von Arabica heraus. Ihre Ergebnisse, veröffentlicht im US-Wissenschaftsmagazin „Nature Genetics“(1), zeigen, dass sich Arabica vor mehr als 600.000 Jahren in den Wäldern Äthiopiens entwickelt hat. Diese Entdeckung ist mehr als nur eine wissenschaftliche Feststellung – sie könnte der Schlüssel zur Zukunft des Kaffeeanbaus unter den sich wandelnden Bedingungen des Klimawandels sein.
Herausforderungen des Klimawandels meistern
Arabica ist wegen seiner geringen genetischen Vielfalt und seiner Anfälligkeit für Krankheiten besonders gefährdet, wenn es um die Auswirkungen des fortschreitenden Klimawandels geht. Diese genetische Monotonie ist das Ergebnis einer langen Geschichte von Zuchtoptimierungen der Arabica, die negativ betrachtet immer auch mit Inzucht und begrenzter Populationsgröße kombiniert war. Die Forscher sind jedoch optimistisch, dass das Verständnis der genetischen Vergangenheit Arabicas dabei helfen kann, robustere Sorten zu entwickeln, die besser an zukünftige Klimabedingungen angepasst sind.
Innovative Technologien führen zu neuen Erkenntnissen
Durch den Einsatz von hochmodernen DNA-Sequenzierungstechnologien und fortschrittlicher Datenwissenschaft konnte das Team nicht nur das Arabica-Genom kartieren, sondern auch 39 verschiedene Arabica-Sorten sequenzieren. Diese umfassende genetische Karte ermöglicht es den Forschern, historische Beziehungen zwischen den heutigen Kultursorten zu verstehen und sogar Resistenzgene gegenüber Krankheiten wie dem Kaffeeblattrosten zu identifizieren, die jährlich Schäden in Milliardenhöhe verursachen.
Ein genetisches Puzzle zusammensetzen
Die Untersuchung zeigt, dass die wilden und kultivierten Arabica-Varietäten vor etwa 30.000 Jahren begannen, sich genetisch zu differenzieren. Interessanterweise kam es während der afrikanischen Feuchtperiode, die vor etwa 6.000 bis 15.000 Jahren stattfand, zu einem Anstieg der unterschiedlichen Populationen. Die Forscher haben außerdem festgestellt, dass die heutigen Hauptsorten wahrscheinlich ihre Ursprünge in der Vielfalt des jemenitischen Kaffees haben, der eine Schlüsselrolle bei der Entstehung der globalen Arabica-Vielfalt spielte.
Quellen: