Kaffee und seine Herkunft,  Kaffeegeschichte(n)

Kaffeeanbau in Peru – Hohe Qualität dank schlechter Straßen

Zusammenfassung: Peru, geprägt durch seine geographische Vielfalt, produziert Kaffee von beeindruckender Qualität. Dank schwer zugänglicher Plantagen setzen viele Kleinbauern auf Handarbeit und Bio-Anbau, was zu einem besonders hochwertigen Output führt. Arabica dominiert, vor allem Sorten wie Typica, Bourbon und Caturra. Fair Trade und Direct Trade unterstützen die lokalen Farmer, während die natürliche Aromavielfalt des peruanischen Kaffees – von fruchtigen bis kräftigen Noten – anspruchsvolle Kaffeeliebhaber weltweit begeistert.

Peru, alte Ruine

Noch immer gibt das alte Volk der Inka den Historikern so manches Rätsel auf. Eines davon ist der weltbekannte, hoch in den Bergen gelegene Inkakomplex Machu Picchu. Obwohl der Ort jährlich unzählige Touristen anzieht, streiten die Archäologen noch heute, zu welchem Zweck Machu Picchu ursprünglich erbaut wurde. War es die Sommerresidenz eines Inkakönig? Ein Tempelkomplex für ihre Götter? Oder doch eine erstaunlich moderne Wellness-Oase für die Oberschicht des Inkareiches? In jedem Fall dürften die Inka dort den ein oder anderen Kakao genossen haben. Die Kakaofrucht war bereits vor Ankunft der spanischen Eroberer in der Region heimisch und prägte den landwirtschaftlichen Anbau entscheidend mit. 

Kaffee war vor den Europäern in Peru und auf dem ganzen Kontinent unbekannt. Und es dauerte auch noch einige Jahrzehnte, ehe die neuen Herrscher die optimalen Anbaubedingungen für den immer beliebter werdenden Trank aus Arabien erkannten. Dabei stellen Kaffeestrauch und Kakaobaum sehr ähnliche Bedingungen an Klima, Boden und Anbauhöhe. Doch während in anderen Regionen Zentral- und Mittelamerikas der Kaffeeanbau schnell zu einem dominierenden Teil der Exportwirtschaft wurde, führte er in Peru lange Zeit eher eine Nebenrolle. 

Vielleicht auch, weil sich Peru landschaftlich nur schwer festlegen lässt. Die Anden teilen mit ihren oft pittoresk wirkenden Bergformationen das Land nicht nur in zwei ungleiche Teile, sondern erschaffen sich selbst eine eigene dritte Klima- und Vegetationszone. Östlich von ihnen nimmt Peru einen guten Teil des südamerikanischen Regenwaldes für sich in Beschlag, westlich der Anden herrschen an der Pazifikküste wiederrum völlig andere klimatische Bedingungen. 

Alle drei zusammen, sorgen für die überwältigende Artenvielfalt, die Peru in die Top 10-Liste der Megadiversity-Länder bringt. Einer weltweiten Auflistung von Ländern mit besonders großer Artenvielfalt in Flora und Fauna. Eine schier gigantische Vielfalt, die sich auch auf den Geschmack des Kaffees auswirkt, der sowohl im Norden, etwa in der Region Cajamarca, wie auch im Süden im Puno-Hochland angebaut wird.

Deutsche Kaffeetradition im Andenland

Es waren vor allem deutsche und italienische Einwanderer, die im Norden von Peru den Kaffeeanbau betrieben. Der Kaffee gedieh in abgelegenen und oft schwer erreichbaren Plantagen zwar prächtig, fand aber zumeist nur in der Region selbst Käufer. Und Kaffee, der dennoch in den Export ging, landete praktisch nur in Spanien, dem damaligen Kolonialherren. Erst nach der Unabhängigkeit 1821 setzte das junge Land vermehrt auf den Kaffeeanbau für den Export. Vor allem eine mangelnde Infrastruktur für den Transport sorgte allerdings für beträchtliche Anlaufschwierigkeiten, und noch heute sind viele Kaffeeplantagen nur schwer erreichbar. Das muss für den Kaffeeliebhaber allerdings kein Nachteil sein. Pflückmaschinen konnten sich zum Beispiel nie durchsetzen, weil die Straßen zu den Kaffeeplantagen zu schlecht waren. So blieben die Kaffeefarmer vor Ort beim Pflücken mit Hand, zwar die aufwendigste Methode, aber eben auch die mit den qualitativ besten Output. Auch die Versorgung mit konventionellen Düngemitteln und Pflanzenschutzmittel kann nur sehr eingeschränkt gewährleistet werden. Mit Blick auf die Kaffeebäume befallende Pilzerkrankung Kaffeerost nicht immer zur reinen Freude der Bauern. Gedeiht der Kaffee jedoch, kann er sich verdientermaßen mit dem Bio-Label schmücken.

Arabica dominiert den Anbau auch in Peru

Rund 95.000 Hektar werden in Peru für den Kaffeeanbau genutzt. Die meisten Kaffeefarmen sind jedoch kleine Familienbetriebe, die teilweise tief im Regenwald eingebettet sind. Zum Großteil wir auch in Peru Arabicakaffee angebaut, wie im Großteil der spanischsprachigen Kaffeeländer in Zentral- und Südamerika. Dabei setzen die Kaffeefarmer in Peru vor allem auf die Unterarten Bourbon, Caturra und Typica. Der meiste Kaffee geht heute in den Export, vor allem nach Deutschland und in die USA.

Vielfältiges Land, vielfältiger Kaffee

Im Kaffee spiegelt sich auch die Vielfalt der peruanischen Natur wider. Beliebt sind etwa helle Röstungen aus der südlichen Anbauregion Puno, die nicht nur durch einen angenehmen Säureanteil überzeugt, sondern durch die fruchtigen Noten von Orangen, die neben Papaya dort vielfach angebaut werden. Rein peruanische Kaffeeröstungen sind auf dem Markt jedoch eher selten, meist werden die Kaffeebohnen genutzt, um Röstungen abzurunden. Die Vielfalt kommt dem Kaffee auch hier entgegen, so finden sich recht schnell passende Kaffeebohnen, egal ob eine fruchtig-leichte Café Crema-Röstung entstehen soll, oder ein kräftig-intensiver Espresso.

Bio verbessert die Situation der Kaffeebauern

In Peru haben die Kaffeefarmer aus der Not eine Tugend gemacht und produzieren heute zu einem großen Teil nachhaltigen Kaffee mit Bio-Siegel. Der Handel läuft oft mit Fair Trade-Zertifizierung, und viele deutsche Kaffeeröster haben bereits eine Direct Trade-Beziehung zu den Anbauern vor Ort aufgebaut. Von solchen Geschäftsbeziehungen profitieren vor allem die kleinen Farmer vor Ort, die sonst trotz der hohen Qualität ihres Kaffees beim Großhandel oft nur mittelmäßige Preise erzielen können. Seit einigen Jahren nimmt der Anbau von Spezialitätenkaffee jedoch kontinuierlich zu und peruanischer Kaffee wird gerade bei anspruchsvollen Kaffeeliebhabern immer beliebter.  Und die Aromavielfalt sorgt dafür, dass auch erfahrene Kaffeekenner immer wieder auf eine Geschmacksnote stoßen

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Tobias Hoffmannswald, geboren und aufgewachsen in Stuttgart, entdeckte seine Leidenschaft für Kaffee bereits in jungen Jahren. Verantwortlich dafür machte er den Duft frischen Kaffees, der stets in der Bäckerei seiner Eltern lag. Nachdem er die Schule abgeschlossen hatte, zog es Tobias hinaus in die Welt. Seine Faszination für Kaffee führte ihn nach Mittelamerika, wo er sich in Honduras und später El Salvador den Kaffeeanbau ganz genau ansah. Zurück in Deutschland, entschied sich Tobias, seine Begeisterung für Kaffee zu professionalisieren. Er ließ sich zum Barista ausbilden. Mit frisch erworbenem Fachwissen und einer tiefen Wertschätzung für die Kunst des Kaffees suchte Tobias nach Möglichkeiten, seine Vision zu teilen und anderen die Welt des Kaffees näherzubringen. Über den ein oder anderen Umweg fand er diese Möglichkeit schließlich in Würzburg, wo er seit 2023 das Team von KaffeeTechnik Seubert mit seinem Baristaskills unterstützt.

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