Zucker im Espresso: Geschmacksfrage oder Tradition?
Zusammenfassung: Das Verwenden von Zucker zum Süßen des Kaffees hat in Europa historische Gründe. In Italien wird deshalb der Espresso dort heute noch traditionell mit Zucker gesüßt. Auch hierzulande nutzen viele Espressotrinker Zucker, um Bitterstoffe und Säure im Kaffee zu überdecken. Bei hochwertigen Kaffeeröstungen kann dies aber dazu führen, dass komplexe Geschmacksprofile überdeckt werden.
Im Mutterland des Espresso stellt sich die Frage „mit oder ohne Zucker“ eigentlich gar nicht.1 Italienerinnen und Italiener trinken ihren Espresso traditionell mit Zucker. Aber steckt dahinter mehr als Tradition? Gehört Zucker als Komponente einfach dazu, oder sollte ein guter Espresso nicht einfach für sich stehen?
Die geschichtlichen Hintergründe

Zucker soll vor allem die Wahrnehmung von bitteren Geschmacksnoten und Säure verringern, indem er selbst Süße in die Tasse bringt, aber auch die Textur des Espresso beeinflussen kann. Die Menschen nutzen Zucker zu diesem Zweck nicht erst seit der Erfindung des Espresso; diese Tradition reicht bis in jene Zeit zurück, in der die ersten Kaffeehäuser in Europa eröffnet wurden. Der Grund dafür war wahrscheinlich schlicht und einfach, dass die Europäer damals die anregende Wirkung des Kaffees schätzten, aber weniger seinen Geschmack. Die Qualität europäischen Kaffees konnte sich lange nicht mit dem im Orient verbreiteten Getränk messen. Zucker war damals wohl notwendig, um Kaffee trinkbarer zu machen.
Schlechten Kaffee wie damals muss heute niemand mehr trinken. Selbst nach diversen Massenröstungen für wenig Euro, würden sich unsere Vorfahren wahrscheinlich die Finger lecken. Die Sitte, Zucker in den Kaffee zu geben, hat sich aber bis in unsere Zeit gehalten. Allerdings sind auch heute noch gerade Espressoröstungen vielen Menschen eine Spur zu bitter, weshalb sie ihn sich sprichwörtlich etwas versüßen wollen. Aus reiner Gewohnheit sollte allerdings niemand Zucker verwenden, denn der Markt ist inzwischen voller hochwertiger Espressoröstungen, die zum einen keine zusätzliche Süße benötigen und deren ausgefeiltes Geschmacksprofil damit sogar gestört werden würde.
Eine Frage des persönlichen Geschmacks
Einige Espressoliebhaber sehen deshalb auch die Hinzugabe von Zucker als pure Geschmacksverfälschung. Bei zu viel Zucker kann ein Geschmacksprofil sogar komplett in den Hintergrund treten.
Am Ende ist es also vor allem eine Frage des persönlichen Geschmacks, ob der Espresso mit oder ohne Zucker genossen werden kann. Wer aber oft neue Röstungen probiert, sollte zumindest beim ersten Schluck auf das Süßen verzichten.
Gesundheitliche Überlegungen
Übrigens, wer auf Zucker verzichtet, verringert nicht nur seine Kalorienaufnahme und sein Kariesrisiko. Studien belegen, dass die zahlreichen gesundheitsfördernden Aspekte des Kaffees vor allem dann auftreten, wenn dieser zuckerfrei genossen wird. Ungesüßter Kaffee kann das Risiko für Typ-2-Diabetes und verschiedene Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken, so aktuelle Forschungsergebnisse.2
Quelle:
1. https://www.espresso-blogger.de/typisch-italienisch-espresso-und-cappuccino/
2. https://lattenda.com/de-de/blogs/colombian-coffee/11-benefits-of-drinking-coffee-without-sugar