Spezialitätenkaffee: So erkennen Sie hochwertigen Kaffee
Zusammenfassung: Spezialitätenkaffee ist weit mehr als nur eine gute Kaffeebohne – er steht für exzellente Qualität, nachhaltige Anbaumethoden und eine geschmackliche Vielfalt, die ihresgleichen sucht. Vom schonenden Anbau bis zur sorgfältigen Röstung wird großer Wert auf jede Produktionsstufe gelegt. Wer sich für Spezialitätenkaffee entscheidet, genießt nicht nur einen besonderen Kaffee, sondern unterstützt auch den fairen Handel und nachhaltigen Anbau. Spezialitätenkaffe eignet sich ideal für alle, die ihren Kaffee bewusst und mit Hingabe genießen möchten – sei es als Espresso, in der Chemex oder im Handfilter.
Spezialitätenkaffees gelten in der Kaffeebranche als etwas Besonderes. Sie müssen nicht nur aus einer Region bzw. einem Microklima stammen, sondern auch besondere Geschmacksprofile aufweisen. Darüber hinaus müssen Sie bei einem Cupping, einem professionellen Test, eine Punktzahl von mindestens 80 erreichen. Erst dann dürfen Sie sich Spezialitätenkaffee bzw. Specialty Coffee nennen.
Auf der von der Specialty Coffee Association (SCA)1 festgelegten Skala kann ein Rohkaffee insgesamt 100 Punkte erreichen. Der Rohkaffee wird dabei unter den gleichen Bedingungen geröstet und von Experten verkostet. Kaffee, der dabei keine 80 Punkte erreicht, muss deshalb nicht schlecht sein. Er wird jedoch meist von den großen Kaffeeröstern für Mischungen verwendet, die am Ende in den Supermärkten landen.
80+-Kaffees stehen allerdings mit ihren besonderen geschmacklichen Noten für sich selbst. Ihre Aromen sind ausbalanciert und feiner wahrzunehmen. Experten unterteilen Spezialitätenkaffee noch einmal in drei Gruppen:
- Ab 80 Punkten gilt ein Kaffee international als „very good“.
- Ab 85 Punkten als „excellent“, meist weil er noch zusätzliche Komplexität im Geschmacksprofil aufweist.
- Ab 90 Punkten gilt ein Kaffee als „outstanding“, jedoch dürfen sich nicht einmal 1% der bewerteten Kaffees mit dieser Auszeichnung schmücken.
Vorsicht: Verwechslungsgefahr!
Nicht zu verwechseln ist ein Spezialitätenkaffee mit einer Kaffeespezialität. Letztere ist der Oberbegriff für verschiedene Kaffeevarianten wie Cappuccino, Flat White, Latte Macchiato oder auch Espresso. Für die Zubereitung von Kaffeespezialitäten ist es zunächst einmal egal, ob dafür ein Supermarktkaffee, eine Röstung von Discounter oder eine Spezialitätenröstung einer kleinen Rösterei vor Ort verwendet wird. Allerdings geben Spezialitätenkaffeeröstungen dank ihrer geschmacklichen Vielfalt jeder Kaffeespezialität natürlich noch das gewisse Extra mehr.
Was macht Spezialitätenkaffee so besonders?
Für dieses gewisse Extra genügt es nicht, dass die Kaffeebohnen nur aus einer bestimmten Region, Anbaugebiet und oft sogar nur einer Kaffeeplantage stammen. Für sie gilt ein besonders hoher Standard, auch was Anbau und Ernte betrifft. Der Kaffee wächst ohne Chemie heran und bei der Ernte kommen keine großen Erntemaschinen zum Einsatz. Die Aufbereitung, also die Zeit, in der die Kaffeebohnen von dem sie umgebenden Fruchtfleisch getrennt werden, findet ebenfalls auf natürliche Weise statt. Hier erhalten die Kaffeebohnen ihren letzten geschmacklichen Schliff. Und als positiver Nebeneffekt sind Spezialitätenkaffees oft besonders nachhaltig und meist im fairen Handel zu finden.
So erkennen Sie Spezialitätenkaffee

Dieser Aufwand spiegelt sich allerdings auch im späteren Preis wider. Deshalb ist der Preis einer Kaffeeröstung durchaus ein Erkennungsmerkmal, der gewöhnlichen Kaffee von Spezialitätenkaffee unterscheidet. Spezialitätenkaffees beginnen preislich ab 20 bis 22 Euro je Kilo.
Die SCA hat sich den Begriff „Spezialitätenkaffee“ rechtlich schützen lassen. Das hat die negative Folge, dass viele Röster den Begriff in ihrem Marketing eher meiden. Wer als Kaffeeliebhaber auf der Suche nach neuen Röstungen ist, muss also – neben dem Preis – auf andere Hinweise achten.
Ein guter Indikator sind die auf der Packung zu findenden Informationen. Das beginnt beim Röstdatum und einem Geschmacksprofil, geht über die Herkunft der Bohnen bis zu einer Charakterisierung der Kaffeefarm. Daneben können aber auch Informationen über das Anbaugebiet oder die Aufbereitungsart gegeben werden. Um diese Informationen weitergeben zu können, stehen die Kaffeeröster meist in einer engen Beziehung zu den Erzeugern. In der Regel handelt es sich dann dabei auch um Fair Trade bzw. Direct Trade. Womit beide Labels ein weiterer Hinweis auf Spezialitätenkaffees sind.
Bei der Bewertung für die SCA-Skala spielen auch Defekte an den Kaffeebohnen eine wichtige Rolle. Um eine Punktzahl von mindestens 80 zu erreichen, dürfen keine solche Defekt vorliegen. Industrieröstungen enthalten aber oft gebrochene oder sonst wie beschädigte Bohnen, die bei schonend gerösteten Spezialitätenkaffees nicht auftauchen. Sind die Bohnen besonders dunkel geröstet und ölig, handelt es sich höchstwahrscheinlich auch um Massenkaffee. Hier ist allerdings Vorsicht geboten. Espressoröstungen sind in der Regel mit Absicht dunkel geröstet. Und ölige Kaffeebohnen können auch einfach nur alt sein.
Lohnt sich Spezialitätenkaffee überhaupt?
Der Begriff „Spezialitätenkaffee“ tauchte erstmals in den 1970ern auf.2 Er wird Erna Knutsen zugeschrieben, die ihn in einem Magazinartikel nutzte, um besonders hochwertigen Kaffee zu beschreiben. Noch heute gilt die Grande Dame der Kaffeeszene als die Frau, die den Begriff über Jahrzehnte prägte. So richtig Fahrt nahm er im Bewusstsein der Konsumenten allerdings erst etwas später mit dem Beginn des Third Wave in der Kaffeeszen auf. Die Kaffeeenthusiasten von damals griffen natürlich am liebsten auf die besten Kaffees zurück. Und das sind nun einmal zum überwiegenden Teil jene, die als Spezialitätenkaffees bewertet sind.
Ob Spezialitätenkaffees die richtige Wahl für Kaffeetrinker sind, denen es hauptsächlich um das Koffein geht, darf jedoch bezweifelt werden. Natürlich werden auch diese bevorzugt einen Kaffee wählen, der ihnen schmeckt, aber das kann auch für einen normalen Supermarktkaffee zutreffen.
Spezialitätenkaffees sind etwas besonders. Es spricht nichts dagegen, sich dieses Besondere jeden Tag zu gönnen, aber eben nicht eilig zwischen zwei Meetings in der Kaffeeküche. Dafür sorgt schon die Tatsache, dass sie ihr ganzes Potential oft nur bei etwas aufwändigeren Zubereitungsmethoden ausspielen. Der intensive Espresso aus dem Siebträger, die fruchtige helle Röstung in der Chemex oder der schokoladige Blend im Filter – Spezialitätenkaffees verdienen einen gewissen Grad der Zelebrierung.
Zu dieser Zelebrierung gehört für viele in der Kaffeeszene auch, dass Geschmacks- und Aromaprofile heute oftmals wie bei Weinen umschrieben werden. Manch einer verdient dort sein Geld sogar schon als Kaffee-Sommelier, um die neuesten Röstungen nach ihrer Süße und Fruchtigkeit, Schokoladen- oder Nussnote, Zitrusfrische oder Würzigkeit zu umschreiben. Ehrlicherweise werden viele Kaffeetrinker diese Nuancen allerdings nur selten komplett erfassen. Dazu bedarf es einiges an Übung. Abgesehen davon, dass die Profilbeschreibungen ebenfalls oft auf ein Cupping zurückgehen – also einer professionellen Verkostung, bei der weder Siebträger noch Kaffeevollautomat zum Einsatz kommen.
Was allerdings ein Laie sehr schnell herausschmecken kann, ist der qualitative Unterschied zwischen einem als Massenware gerösteten Kaffee und einem in kleinen Chargen und im schonenden Trommelröstverfahren hergestellter Kaffee.
Links/Quellen:
1. https://sca.coffee/
2. https://www.roeststaette.com/spezialitaetenkaffee-die-seltensten-kaffees-der-welt/